Noch zwingen 25 verschiedene nationale Sicherungssysteme die Züge, an den innereuropäischen Grenzen halt zu machen. Das soll sich mit der Einführung eines europäischen Standards, dem europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystem ERTMS (European Rail Traffic Management System), ändern. Bis 2023 soll die Hälfte der großen europäischen Verkehrskorridore mit diesem einheitlichen Zugleit- und Zugsicherungssystem ausgestattet sein. Den Plan für die Umsetzung hat die EU-Kommission heute (Donnerstag) beschlossen.
Die neue Regelung betrifft viele deutsche Bahnstrecken, die Teil des Rhein-Donau-Korridors, des Atlantik-Korridors, des Rhein-Alpen-Korridors, des Skandinavien-Mittelmeer-Korridors, des Korridors Orient-Östliches Mittelmeer und des Nordsee-Ostsee-Korridors sind. 2023 soll der Plan erneut aktualisiert werden und die Umsetzung für die verbleibenden Korridore festgelegt werden.
„Das europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem ERTMS leistet einen direkten Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit der europäischen Eisenbahn. Der heute verabschiedete Plan sieht seine schrittweise Umsetzung im europäischen Schienennetz vor. Dies bringt uns einem vollständig interoperablen einheitlichen europäischen Eisenbahnraum näher, in dem die Züge problemlos die Grenzen überqueren“, sagte Verkehrskommissarin Violeta Bulc.
Dieser Plan ist das Ergebnis vieler Konsultationen und Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten, die der Europäische ERTMS-Koordinator Karel Vinck in den vergangenen zwei Jahren durchgeführt hat.
„Alle Mitgliedstaaten haben ERTMS als das europäische Signalisierungssystem in Europa akzeptiert“, so Vinck.
„Aus technischer Sicht ist alles bereit und mit dem beschlossenen Plan für die Umsetzung können wir den rechtzeitigen Einsatz von ERTMS sicherstellen.“
Hintergrund
ERTMS ist ein seit mehr als 20 Jahren auf dem europäischen Markt verfügbares Steuerungs-, Befehls-, Melde- und Kommunikationssystem. Es ist ein softwarebasiertes System für das Bahnmanagement und stellt kontinuierlich sicher, dass die Züge die sichere Geschwindigkeit und Distanz einhalten. Dieses standardisierte europäische Signalisierungssystem wird 25 verschiedene nationale Signalisierungssysteme ersetzen und eines der wichtigsten Engpässe eines interoperablen europäischen Eisenbahnnetzes beseitigen.
Derzeit müssen Züge an den Grenzen aufgrund der verschiedenen nationalen Signalanlagen anhalten. Mit ERTMS werden diese Systeme interoperabel. Ein weiterer Vorteil ist das höhere Sicherheitsniveau, das ERTMS gegenüber den meisten bestehenden nationalen Systemen bietet. ERTMS ermöglicht höhere Geschwindigkeiten und reduziert den Abstand zwischen den Zügen. Das steigert direkt Kapazität und Produktivität. ERTMS-ausgestattete Züge sind zuverlässiger und pünktlicher.
Die neue Durchführungsverordnung [red. Hinweis: vollständige Bezeichnung „Durchführungsverordnung 2017/6 der Kommission vom 05.01.2017 über den europäischen Bereitstellungsplan für das Europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem„] ersetzt die alte Verordnung (ERTMS-EDV) aus 2009.
EU-Kommission, Vertretung in Deutschland, Pressemitteilung v. 05.01.2017