Wie verbindlich ist ein Kaufvertrag? Wer bezahlt, wenn die Wände in der WG schimmeln? Mit solchen Streitfragen können Studierende der Uni Würzburg zur LegalGuidance in der Juristischen Fakultät kommen: Dort engagieren sich fortgeschrittene Jurastudierende als Rechtsberater für ihre Kommilitonen.
Seit dem Sommersemester hat die LegalGuidance am Servicezentrum innovatives Lehren und Studieren schon viele rechtliche Streitfälle gelöst: Studierende aller Fakultäten können sich mit ihren Problemen an die kostenlose Rechtsberatung wenden und einen ersten Termin mit den studentischen Beratern und einem Volljuristen ausmachen. Etwa zwei Wochen nach diesem Termin setzen sich alle Teilnehmer ein zweites Mal zusammen, um die rechtliche Situation und ein eventuell weiteres Vorgehen zu besprechen.
„Wenn unsere Kommilitonen Unterstützung bei Fragen des Miet-, Arbeits- oder Verbraucherrechts benötigen, versuchen wir ihnen weiterzuhelfen“, sagt Cynthia Pfalzgraf.
Die Jurastudentin hat – wie alle studentischen Berater der LegalGuidance – an einer umfassenden Schulung teilgenommen. So ist sie gut darauf vorbereitet, die Rechtsberatung sicher und souverän durchzuführen.
Ein Volljurist unterstützt die Studierenden
Bei allen Vor- und Nachbesprechungen sowie bei der Erarbeitung der Lösungsmöglichkeiten steht den Jura-Studierenden ein Volljurist zur Seite. Christian Baumann engagiert sich gerne für die neue LegalGuidance:
„Ich finde dieses Projekt sehr sinnvoll und hätte mir in meinem eigenen Studium ein solches gewünscht. Den Studierenden wird mit der LegalGuidance ein frühzeitiger Einblick in einen wichtigen Teil der Rechtspraxis geboten.“
Was Jura-Studierende bei LegalGuidance lernen
Die LegalGuidance unterscheidet sich von der kostenlosen Rechtsberatung des Studentenwerks Würzburg insofern, als sie Studierenden der Rechtswissenschaften noch vor dem ersten Staatsexamen die Möglichkeit bietet, ihre Fähigkeiten als Berater unter Beweis zu stellen. Die Berater lernen den Umgang mit Mandanten, das Herangehen an Fälle, das Verfassen von Schriftsätzen und vieles mehr. Sie können ihr theoretisches Wissen frühzeitig auf „echte“ Fälle anwenden und so frühzeitig Einblick in die berufliche Tätigkeit eines Anwalts bekommen.
Damit ist an der Uni Würzburg eine noch stärkere Anwaltsorientierung der Juristenausbildung gegeben – ein Ziel, das auch im 2002 reformierten Deutschen Richtergesetz formuliert ist. Die LegalGuidance leistet das mit der studentischen Rechtsberatung in Form eines Learning-by-doing.
Wie sich die Mitwirkung sonst noch auszahlt
Die LegalGuidance ist ein Projekt des KOMPASS Tutoren- und Mentorenprogramms der Juristischen Fakultät in Zusammenarbeit mit dem am Lehrstuhl von Professor Christoph Teichmann angebotenen Programm „Jura in der Praxis“. Um als Berater tätig zu werden, muss neben der Teilnahme an der Beraterschulung die Zwischenprüfung bestanden sein.
Für die Mitwirkung bei LegalGuidance können Studierende ein Zertifikat erhalten. Außerdem ist es möglich, die Beratungstätigkeit bei gleichzeitiger Teilnahme am Programm „Jura in der Praxis“ als Praktikum im Rahmen der juristischen Ausbildung anerkennen zu lassen.
Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im „Qualitätspakt Lehre“.
Universität Würzburg, Pressemitteilung v. 18.11.2014 (Magazin einBLICK)