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Landtag: Wirtschaftsausschuss – Fachgespräch mit Bundesbank-Vorstand zur virtuellen Währung Bitcoin

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Worum handelt es sich bei Bitcoin? Um diese Frage genauer zu beleuchten, hatte der Wirtschaftsausschuss Carl-Ludwig Thiele eingeladen, das für Bargeld und Zahlungsverkehr zuständige Vorstandsmitglied bei der Deutschen Bundesbank. Thiele erläuterte den Abgeordneten seine Sicht auf diese sogenannte virtuelle Währung, die sich in Online-Börsen gegen echte Devisen tauschen lässt.

Wer mit Bitcoin zahlt, braucht keine Bank, geht aber diverse Risiken ein.

„Der Bitcoin-Kurs schwankt zum Beispiel massiv“, so Thiele, aufs Alter ließe sich damit nicht gut sparen.

Im übrigen gibt es Bitcoins nur als Datei. Zuhause ausdrucken und im Tresor aufbewahren lässt sich die virtuelle Währung nicht. Dafür kann man sie sich selbst erarbeiten, indem man Bitcoin einen Teil seiner Rechner-Leistung zur Verfügung stellt und dafür Bitcoins erhält.

„Schürfen heißt das im Fachjargon, auf englisch ,mining‘“, erläuterte Thiele.

Ausschussvorsitzender Erwin Huber (CSU) zeigte im Scherz gleich Ambitionen, mit seinem Computer zuhause zu schürfen – doch Thiele riet ab:

„Das Schürfen ist so aufwendig, dass es sich nur für große Rechner-Pools lohnt.“

Von der verfügbaren Bitcoin-Menge seien 90 Prozent im Besitz von 4 Prozent der Nutzer. Bitcoin stelle so hohe Anforderungen an seinen Anwender, dass sich wohl nur Investoren damit beschäftigten. Ein Produkt für den normalen Verbraucher sei diese hochspekulative Geldanlage nicht.

Nischenphänomen für Finanzprofis

Ulrike Scharf (CSU) fragte Thiele, ob er die Meinung zahlreicher Währungsexperten teile, die virtuellen Währungen ein großes Potenzial unterstellen. Es gebe Stimmen, Bitcoin könne dereinst die klassischen Währungen wie Euro und Dollar ersetzen. Dies verneinte Thiele:

„Bitcoin ist ein Nischenphänomen für Finanzprofis. Um einer Währung Konkurrenz zu machen, brauchen Sie eine viel tiefere und breitere Akzeptanz auf dem Markt.“

So gebe es pro Jahr 70.000 Bitcoin-Transaktionen weltweit, in Deutschland hingegen allein 60 Millionen reguläre Überweisungen am Tag. In Kenia sei allerdings ein alternatives Zahlungssystem namens M-PESA über Mobiltelefone entstanden, die dort weitaus verbreiteter seien als das klassische Bankkonto. Die Arbeiter in den Städten nutzen es, um Geld an ihre Verwandten auf dem Land zu überweisen.

„M-PESA hat 17 Millionen Kunden in Kenia“, so Thiele, „ein kreatives Zahlungssystem, das sich an den Bedürfnissen seiner Kunden orientiert, aber mit einer klassischen Währung.“

Annette Karl und Berhard Roos (beide SPD) fragten, ob man sich Sorgen machen müsse, Bitcoin könne als Geldwaschanlage bei Drogenhandel, Menschenhandel und anderen Delikten missbraucht werden. Thiele verwies darauf, dass auch Bitcoin-Transaktionen Spuren hinterließen. Die Notenbanken beobachteten die Entwicklung virtueller Währungen, aber Sorgen müsse man sich nicht machen. Markus Blume (CSU) stellte die Frage, ob große Konzerne wie Apple und Google in der Zukunft womöglich eine eigene Cyberwährung erfinden könnten, die im Gegensatz zu Bitcoin kein Nischendasein führen werde. Thiele entgegnete, virtuelle Währungen ohne eine unabhängige Notenbank als Herausgeber würden immer das Manko einer unsicheren Wertstabilität haben und daher für die Masse der Kunden uninteressant bleiben. Und viele neue Zahlungssysteme, wie etwa auch Paypal, seien letztlich nur eine moderne Maske für das klassische Lastschriftverfahren.

Der Erfolg oder Misserfolg virtueller Währungen ist laut Thiele für die Geldwertstabilität der Euro-Zone „so unerheblich wie wenn in China ein Sack Reis umfällt“. Wer sich über Bitcoin auch künftig keine Gedanken mache, lebe keineswegs in der Gefahr, eine wichtige Entwicklung zu verpassen.

Bayerischer Landtag, Aktuelles – Aus den Ausschüssen v. 20.03.2014 (von Jan Dermietzel)