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Bayerischer Bezirketag: Patienten nach Klinikaufenthalt – Wohnungslosigkeit droht

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Das Problem ist seit Jahren bekannt, doch es wird trotz aller Anstrengungen nicht kleiner. Zahlreichen Patienten droht nach der Behandlung in psychiatrischen Kliniken die Wohnungslosigkeit. Betroffen sind Menschen jeden Alters und auch aus jeder sozialen Schicht. Allein in der Landeshauptstadt München sind mehr als 4000 Menschen von akuter Wohnungslosigkeit betroffen. Der größte Teil der Klientel hat psychische Probleme, die über bloßen Alkoholismus weit hinausgehen.

Es sind Menschen aus vermeintlich gesicherten Verhältnissen, darunter Beamte, ehemalige Ärzte, Unternehmer, Dozenten. Selbständige geraten bei einer Pleite oder bei Krankheit oft in den freien Fall. Psychische Erkrankungen können dazu führen, dass der Alltag nicht mehr zu bewältigen ist. Die Post bleibt ungeöffnet liegen, die Miete unbezahlt – eine Räumung der Wohnung ist dann oft die Folge.

Seit Sommer 2014 kümmert sich deshalb nun Dr. Günther Rödig im Klinikum München-Ost um diese Klienten.

„Allein in den wenigen Monaten hatte ich fast 200 Patientenkontakte“, erläutert der Oberarzt.

Zuständig ist er für alle Standorte des Klinikums.

„Die Zusammenarbeit mit den Stationen ist gut, häufig werde ich von den Kollegen direkt angerufen und auf einen Patienten aufmerksam gemacht, der betroffen sein könnte“, so Rödig.

Umgekehrt sucht der Facharzt für Nervenheilkunde die Stationen regelmäßig auf.

Doch nicht nur im Klinikum ist Rödig tätig, sondern auch außerhalb engagiert er sich hier für die Landeshauptstadt München. Er betreut seit 2012 die städtische Praxis der Wohnungslosenhilfe in der Pilgersheimerstraße in München-Giesing.

„Auch hier ist die Nachfrage groß und wächst kontinuierlich“.

Bei allen Anstrengungen des Klinikums ist aber klar, dass das Problem von mehreren Beteiligten gelöst werden muss. Erfolgversprechende erste Initiativen dazu gibt es bereits. So eröffnet im Mai 2015 das geschlossene Übergangsheim des Sozialpsychiatrischen Zentrums auf dem Gelände des kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost. Das Objekt wird über 40 Plätze verfügen, die Klienten können bis zu 24 Monaten dort bleiben. Auch die Landeshauptstadt München plant Änderungen: Im Notquartier in der Implerstrasse wird eine „Clearingstelle“ für psychisch kranke Menschen geschaffen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Dort soll mit Unterstützung von psychiatrischem Fachpersonal der nötige Hilfebedarf abgeklärt und eine Vermittlung in geeignete Wohnformen umgesetzt werden.

Bayerischer Bezirketag, Pressemitteilung v. 30.01.2015