Innenminister Joachim Herrmann auf der Landesfeier zum Volkstrauertag 2016: Unrecht und Menschheitsverbrechen nicht vergessen – Immer weniger wichtige Zeitzeugen – Konflikte in Syrien und Afghanistan auch bei uns spürbar
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat bei der zentralen Landesfeier zum Volkstrauertag am Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege im Münchner Hofgarten einen Kranz niedergelegt.
Die meisten von uns kennen die Gespenster des Krieges nicht mehr aus eigenem Erleben“, betonte Herrmann. „70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs verstummen immer mehr für unsere Erinnerung so wichtige Zeitzeugen. Gerade deshalb dürfen wir das Unrecht und die Menschheitsverbrechen der beiden Weltkriege nicht vergessen. Aus dem Geschehenen müssen wir Lehren für unsere Gegenwart und Zukunft ziehen.“
Der Innenminister rief dazu auf, Frieden und Freiheit nicht als etwas Selbstverständliches zu betrachten.
Selbst in unmittelbarer Nachbarschaft der Europäischen Union, in der Ukraine, kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen“, so Herrmann. „Und auch die Konflikte in Syrien und Afghanistan sind buchstäblich bei uns angekommen. Der ungebrochene Flüchtlingsstrom führt uns die grausame Realität in weiten Teilen der Welt tagtäglich vor Augen.“
Allein im letzten Jahr wurden laut Herrmann weltweit 46 hoch gewaltsame Konflikte gezählt, darunter 21 Kriege. Der Minister appellierte daher, sich am Volkstrauertag nicht nur an die Verstorbenen zu erinnern:
Dieser Tag soll uns auch ein mahnendes Gedenken an die Lebenden sein, die heute unter Gewaltherrschaft leiden müssen. Und er soll uns unsere Verantwortung für ein friedliches Miteinander ins Bewusstsein rufen.“
Die Versöhnung der Deutschen mit ihren Nachbarn nach Ende des Zweiten Weltkriegs sei historisch ebenso beispiellos wie die Katastrophe, die ihr vorangegangen war.
Deshalb müssen auch wir in der Welt immer wieder für die Überwindung von Hass und für Versöhnung werben“, betonte Herrmann.
Dass rechte Gruppierungen den Volkstrauertag für ihre Propaganda missbrauchen, bezeichnete Herrmann als unzumutbar und völlig inakzeptabel.
Damit wird das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus mit Füßen getreten. Wir werden die Ereignisse wachsam verfolgen und rechtzeitig gegensteuern, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.“
Abschließend dankte Herrmann dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V. für die Pflege der 832 Kriegsgräberstätten von 2,5 Millionen Kriegstoten in 45 Staaten:
Damit sorgen Sie dafür, dass diese Mahnmale für den Frieden erhalten bleiben. Die Kriegsgräber sind ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur, auch um der heranwachsenden Generation die Folgen von Hass und Intoleranz einprägsam vor Augen zu führen.“
Der Volkstrauertag hat als staatlicher Gedenktag seit 1952 seinen festen Platz im Totenmonat November gefunden. Ganz Deutschland gedenkt seither jedes Jahr am vorletzten Sonntag vor dem Ersten Advent der Opfer von Krieg, Terror, Gewalt und Diktatur in Vergangenheit und Gegenwart.
StMI, Pressemitteilung v. 15.11.2015