Nachdem 25 von 27 Schülern der Ersten Privaten Fachoberschule Schweinfurt (EPFOS) heuer ihr Fachabitur nicht bestanden haben, hat jetzt das Kultusministerium im Landtagsausschuss für Bildung, Jugend und Sport einen Zwischenbericht vorgelegt. Das Kultusministerium, so der für die Beruflichen Oberschulen zuständige Günter Liebl, habe „erst mit den Ergebnissen der Abschlussprüfung Kenntnis von der Situation der EPFOS erhalten“. Er reagierte damit auf Vorhaltungen des Abgeordneten der FREIEN WÄHLER, Günther Felbinger, dass das Kultusministerium früher auf die Missstände hätte reagieren müssen und er, Felbinger, frühzeitig auf die Lage hingewiesen habe.
„Der Ministerialbeauftragte hat umfangreich und fürsorglich gearbeitet“, betonte Liebl.
Er wies darauf hin, dass die Schulleitung selbst „erhebliche Versäumnisse und Fehler“ eingeräumt habe. So seien beispielsweise Schüler mit sehr schwachen Noten im Zeugnis über den mittleren Abschluss aufgenommen worden. Nur zwölf der 27 Schüler hätten sich auch an einer staatlichen Fachoberschule einschreiben können. 15 Schüler dagegen haben in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik einen schlechteren Notendurchschnitt als 3,5. Die Schulleitung habe auch nicht auf „hohe Fehlzeiten“ der Schüler reagiert. So fehlten die 27 Teilnehmer der Abschlussprüfung rund „10 Prozent der gesamten Unterrichtszeit“. Die Lehrkräfte hätten es zudem nicht hinreichend verstanden, die Schüler zu Leistungen zu motivieren. Auch seien die Schüler erst zum Schuljahresbeginn in der 12. Klasse über die Durchführung der Fachabiturprüfung an genehmigten Privatschulen informiert worden.
Das schlechte Abschneiden der EPFOS-Schüler stelle auch im Vergleich zu den anderen 13 staatlich genehmigten privaten Fachoberschulen eine „absolute Ausnahme“ dar, so der Bericht des Kultusministeriums. Bei der Abschlussprüfung 2012 hätten 67,5 Prozent der Prüflinge die Prüfung bestanden – 40,0 Prozent Erfolgsquote der schlechtesten genehmigten Privatschule. Im Vergleich dazu lag die Quote bei den 13 staatlich anerkannten privaten Fachoberschulen bei der Abschlussprüfung 2012 bei 92,1 Prozent.
Nach einer grundlegenden Analyse der Mängel in der Ausbildung an der EPFOS will das Kultusministerium nun prüfen, „ob der Schule die staatliche Genehmigung zu entziehen ist.“
In der Aussprache im Ausschuss wies die SPD-Abgeordnete Dr. Simone Strohmayr darauf hin, dass die Qualität an privaten Schulen abnehme, weil dort keine staatlichen Lehrer mehr unterrichten dürften. Simone Tolle von Bündnis90/Die Grünen meinte, die Schweinfurter Private Fachoberschule sei überfordert gewesen, eine solche Mammutprüfung durchzuführen.
Georg Eisenreich (CSU) betonte: „Das Kultusministerium hat sich korrekt verhalten.“
Er habe wenig Verständnis für die relativ hohen Fehlzeiten an der EPFOS, schließlich müssten die jungen Leute ja noch Schulgeld zahlen. Renate Will (FDP) brach eine Lanze für die Privatschulfreiheit und sagte, es dürfe durch die Missstände an der EPFOS keinen Generalverdacht an alle privaten Schulen geben.
„Es geht um die Frage der weiteren Genehmigung der EPFOS: Das Kultusministerium muss hier scharf und genau hinschauen“, so abschließend der Ausschussvorsitzende Martin Güll (SPD).
Bayerischer Landtag, Aktuelles – Aus den Ausschüssen v. 11.07.2013 (Edwin Raithel)