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Universität Augsburg: Eine halbe Tonne strafrechtswissenschaftlicher Literatur für Istanbul

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Augsburger Starthilfe für wissenschaftlich fundierte Juristenausbildung an der Türk-Alman Üniversitesi

Mit Weihnachten – auch wenn’s noch naheläge – nichts zu tun hat die Bescherung, mit der deutsche Strafrechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den vergangenen drei Monaten an der Festigung des Fundaments der rechtswissenschaftlichen Ausbildung an der Türkisch-Deutschen Universität in Istanbul mitgearbeitet haben. Sie haben exakt 467 Lehrbücher, Kommentare, Festschriften und Monographien im Wert von rund 23.000 Euro für den Transfer in die türkische Hauptstadt spendiert. Initiiert und organisiert hat diese Spendenaktion Prof. Dr. Henning Rosenau. Der Inhaber des Augsburger Lehrstuhls für Deutsches, Europäisches und Internationales Straf- und Strafprozessrecht, Medizin- und Biorecht, der aktuell als Vizepräsident der Universität Augsburg für Forschung und Internationalisierung amtiert, hat maßgeblich an der Konzeption des rechtswissenschaftlichen Studiums an der 2010 gegründeten Istanbuler Türk-Alman Üniversitesi (TAU) mitgewirkt und unterrichtet dort Strafrecht, seit die Universität im Herbst 2013 ihren Lehrbetrieb in den Rechtswissenschaften aufgenommen hat.

Teils per Post, überwiegend aber in den Reisekoffern von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich auf deutscher Seite beim Aufbau der Rechtswissenschaften an der Türkisch-Deutschen Universität engagiert haben, sind die rund 500 Kilogramm rechtswissenschaftlicher Literatur in den vergangenen Wochen und Monaten in die Bibliothek der jungen Türkisch-Deutschen Universität Istanbul geschafft worden. Beim gewichtigen Literaturtransfer handelt es sich um Spenden deutscher Strafrechtswissenschaftlerinnen und Strafrechtswissenschaftler, die ihre Beleg- und Autorenexemplare für die TAU-Aufbauarbeit zur Verfügung gestellt haben.

Aufgerufen zu dieser Aktion hatte der Augsburger Strafrechtler Henning Rosenau. Seit Jahren ist er als Ombudsmann für deutsch-türkische Beziehungen an der Universität Augsburg aktiv, darüber hinaus auch als Direktor der Forschungsstelle für Türkisches Recht der Augsburger Jura-Fakultät. Rosenaus vielfältige und intensive Kontakte zu zahlreichen türkischen Universitäten und Kollegen prädestinierten ihn dazu, maßgeblich in der Arbeitsgruppe zur Gründung einer Juristischen Fakultät der Türk-Alman Üniversitesi in Istanbul mitzuwirken, das strafrechtliche Curriculum mitzukonzipieren und jetzt auch die ersten Jura-Studentinnen und -Studenten der TAU auf Deutsch im Strafrecht auszubilden.

„Die Resonanz auf unseren Literaturspendenaufruf war überwältigend“, berichtet Rosenau und fügt hinzu: „Die zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus der deutschen Strafrechtswissenschaft, die sich beteiligt haben, haben ein Zeichen gesetzt, dass ihnen dieses Leuchtturm-Projekt der deutschen Wissenschaft am Herzen liegt. Zugleich haben sie dem Umstand, dass zahlreiche deutsche, im Dritten Reich von den Nazis vertriebene Rechtswissenschaftler von der Türkei aufgenommen wurden, ihre Referenz zu erwiesen. Auch diese schmerzliche Episode der Wissenschaftsgeschichte war ein Beweggrund, überhaupt eine deutsch-türkische Universität zu gründen.“

467 – teils nicht nur inhaltlich – schwergewichtige Bände in die Türkei zu schaffen, stellte Rosenau und sein Lehrstuhlteam vor eine gewisse Herausforderung.

„Aber es hat sich gelohnt“, meint der Augsburger Rechtswissenschaftler.

Denn die TAU habe sich dem Leitbild einer wissenschaftlich orientierten Lehre verschrieben. In der Jurisprudenz sei dafür der Aufbau einer ausdifferenzierten Fachbibliothek unabdingbar.

„Mit den gespendeten Werken und mit den aus Mittel des DAAD bzw. des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beschafften Lehrbüchern ist hier ein erster großer Schritt getan. Die ersten Jura-Studentinnen und -Studenten der Türkisch-Deutschen Universität, die jetzt gerade ihre ersten Zwischenprüfungen hinter sich gebracht haben, finden damit eine Ausstattung vor, die sie zu wissenschaftlich fundiertem Arbeiten befähigt“, so Rosenau.

Universität Augsburg, PM v. 28.12.2013