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StMBKWK: „Erinnerungsjahr 2014 mahnt uns zu mehr politischer Bildung“

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Bayerns Bildungs- und Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle regt eine gemeinsame vom Bund und den Ländern getragene Initiative für politische Bildung zugunsten von aktiver Demokratie mit aktiven Bürgern an – Europäische Dimension wichtig

Bayerns Bildungs- und Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle – zugleich Koordinator der B-Länder in der Kultusministerkonferenz – regt eine gemeinsame Initiative von Ländern und Bund für politische Bildung zugunsten von aktiver Demokratie mit aktiven Bürgern bis hin zu Volksbegehren an.

„Dazu müssen sich die Länder und der Bund verstärkt für eine intensivierte Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte und der politischen Bildung stark machen. Eine enge Vernetzung der Akteure wie Schulen, Bildungseinrichtungen, außerschulischer Lernorte ist hier gefragt“, betonte Bildungsminister Spaenle.

Die Vernetzung müsse dabei die nationalen Grenzen überschreiten, machte er in dem Pressegespräch mit dem in London lehrenden Historiker Prof. Dr. Sönke Neitzel in Berlin heute deutlich. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Bildungspolitik, Bildungspraxis und Wissenschaft über die Ländergrenzen hinaus sei Voraussetzung.

„Das Jahr 2014 bietet als ein besonderes Erinnerungsjahr – nicht zuletzt an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs hundert Jahre zuvor – eine besondere Chance für die Menschen heute. Das zurückliegende Jahrhundert dient als Lernmodell: als Jahrhundert des Grauens und der Barbarei mit Krieg, Leid, Tod, Vertreibung, aber auch als Jahrhundert der Aufbrüche und Fortschritte mit Demokratie, Menschenrechten und Befreiung der Völker. Es kann als Deutungsrahmen für die Gestaltung des Heute auf allen Handlungsebenen dienen: regional, national, international, global“, so Minister Spaenle, selbst Historiker.

Das 20. Jahrhundert kann und muss für ihn als „zeitlicher Lernort“ dienen.

Minister Spaenle bedauert: „Wir haben es in Europa bis heute nicht hinreichend vermocht, die nationalen Narrative und Deutungsmuster der jüngsten 100 Jahre zu überwinden.“

Deshalb plädiert er für ein integriertes Europa auf der Grundlage gemeinsamer Werte und Fundamente wie Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Demokratie sowie auf der Basis einer vertieften Verständigung über gemeinsame historische Erfahrungen.

Für die Bildungspolitik und die politische Bildung bedeute dies verstärkte bilaterale und multilaterale Projekte, z.B. Schulpartnerschaften, Klassenfahrten und Jugendbegegnungen. In der Lehrerbildung und Lehrerfortbildung müssen aus Spaenles Sicht internationale Begegnungen sowie Erinnerung und Versöhnung verstärkt ihren Platz finden.

Historische Urteilskraft fördert bei Menschen Willen zu Demokratie

Eine vertiefte historische Urteilskraft fördert nach Ansicht von Minister Spaenle bei den Menschen Demokratiekompetenz. Deshalb ist hier ein großes Engagement von der Schule bis zur Erwachsenenbildung und politischen Bildung nötig – unter engster Einbindung der Wissenschaften. Es sei die Aufgabe, junge Menschen bei ihrem Gang durch die Geschichte zu begleiten, um ihr normativ-ethisches Fundament weiterzuentwickeln, ihre Analysefähigkeit weiter auszuprägen und ihre Handlungskompetenz durch Beurteilungsfähigkeit historischer und politischer Ereignisse zu entwickeln. Letztlich gehe es darum: Aktive und mündige Bürger zu erziehen.

Eine solche Initiative ist von einem Zusammenspiel in der gesamten Bürgergesellschaft abhängig. Viele positive Ansätze gibt es nach Einschätzung von Minister Spaenle in den Ländern und im Bund bereits: Am Beispiel Bayerns verwies er z.B. auf entdeckendes Lernen im Alltag, auf Symposien wie zum Thema „Bayern und der Erste Weltkrieg“, auf den Schülerwettbewerb Erinnerungszeichen „Bayern und der Erste Weltkrieg“, auf Zeitzeugengespräche und Gedenkstättenarbeit, auf Versöhnungsarbeit etwa mit Tschechien, Israel und Polen; auf das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth.

„Das Jahr 2014 bietet uns eine einmalige Chance, die positiven Ansätze in den Ländern und im Bund auszubauen und noch enger zu vernetzen. Davon können verstärkte Impulse für die Zukunft ausgehen“, so Minister Spaenle abschließend.

Die heutige Sitzung der Kultusministerkonferenz und die Begegnung mit Einrichtungen der politischen Bildung fördern diesen Gedanken.

StMBKWK, Pressemitteilung v. 13.03.2014