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Staatskanzlei: Positionspapier der Bioethik-Kommission „Leben mit Behinderungen: Inklusion als Auftrag“

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Staatskanzleiministerin Christine Haderthauer: „Menschen mit Behinderungen müssen gleichberechtigt an allen Lebensbereichen teilnehmen können / Bewusstseinswandel in der Gesellschaft im Umgang mit behinderten Menschen notwendig / Engagement für Menschen mit Behinderungen verdient mehr Wertschätzung und Unterstützung“

Staatskanzleiministerin Christine Haderthauer hat heute im Ministerrat das Positionspapier der Bioethik-Kommission „Leben mit Behinderungen: Inklusion als Auftrag“ (PDF, 651 KB) vorgestellt. Es enthält zahlreiche Vorschläge für eine noch bessere Integration von Menschen mit Behinderungen.

„Das Positionspapier der Bioethik-Kommission stellt wichtige Forderungen an Gesellschaft und Politik“, so Haderthauer. „Die gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen muss selbstverständlich sein. Dazu brauchen wir einen Bewusstseinswandel in unserer Gesellschaft im Umgang mit behinderten Menschen.“

Nur eine inklusive Gesellschaft sei auch eine menschliche Gesellschaft. Die alltägliche Erfahrung von Menschen mit Behinderung zeige jedoch, dass sie oftmals vielleicht nicht bewusst, aber nach wie vor nicht selten tatsächlich ausgegrenzt sind.

Nach den Empfehlungen der Bioethik-Kommission für den Bildungsbereich müsse in allen Schultypen auf Inklusion hingearbeitet werden, so etwa durch kooperative Lernformen in Kooperations- oder Partnerklassen und in sogenannten Offenen Klassen der Förderzentren. Für weiterführende Schulen wie Realschule und Gymnasium müsse der Zugang für behinderte Menschen deutlich erleichtert werden. Inklusion dürfe dabei aber niemals die individuelle Lebenssituation der einzelnen Menschen außer Betracht lassen. Daher dürfe niemand gegen seinen eigenen Willen oder seine Fähigkeiten überfordert werden.

Inklusion und die öffentliche Debatte hierzu dürften aber nicht auf den Bildungsbereich beschränkt bleiben. Vielmehr müssten in allen Lebensbereichen lebenslange Teilhabemöglichkeiten von behinderten Menschen selbstverständlich sein.

Staatskanzleiministerin Haderthauer: „Wir müssen zum Beispiel auch den Arbeitsmarkt, das Kulturleben und die medizinische Versorgung überprüfen, um Diskriminierungen zu beenden und für lebenslange Teilhabe zu sorgen. Hierfür fordert die Bioethik-Kommission zu Recht einen geänderten Blickwinkel im Umgang mit behinderten Menschen. Nicht die Beeinträchtigung, zum Beispiel durch Querschnittslähmung im Rollstuhl, muss im Vordergrund stehen, sondern die Beseitigung der Schranken für die betroffenen Menschen etwa durch Barrierefreiheit.“

Staatskanzleiministerin Haderthauer mahnte auch mehr Wertschätzung und Förderung für das Engagement für Menschen mit Behinderung an:

„Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Selbsthilfegruppen, Ehrenamtliche, vor allem aber die betroffenen Familien, zeigen oft ein vorbildliches Engagement und beispielhafte Solidarität im Umgang mit behinderten Menschen. Dieses Engagement verdient mehr Wertschätzung, Förderung und Unterstützung. Darüber müssen wir eine gesellschaftliche Diskussion führen. Das Positionspapier der Bioethik-Kommission ist dabei ein wichtiger Beitrag.“

Die Bioethik-Kommission hat Ende 2012 auf Anregung von Landtagspräsidentin Barbara Stamm das Schwerpunktthema „Behindertenpolitik“ aufgegriffen. Als Ergebnis wurde jetzt einstimmig das Positionspapier „Leben mit Behinderungen: Inklusion als Auftrag“ (PDF, 651 KB) verabschiedet. An der Entstehung des Positionspapiers hat die Behindertenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Irmgard Badura, wesentlich mitgewirkt.

Haderthauer: „Das Positionspapier ist in jedem Fall eine lohnende Lektüre – für die Gesellschaft und für die Politik. Allerdings ist es auch eine unbequeme Lektüre. Die Kommission lässt nicht zu, dass wir uns auf dem Erreichten ausruhen. Sie fordert mehr, weil wir eben noch lange nicht am Ziel sind. Das ist anstrengend und das ist teilweise auch teuer. Ich meine aber: Diese Anstrengungen müssen wir auf uns nehmen.“

Das Positionspapier „Leben mit Behinderungen: Inklusion als Auftrag“ kann in gedruckter Form über die Servicestelle der Bayerischen Staatsregierung bezogen werden. Im Internet ist es unter www.bioethik.bayern.de elektronisch abrufbar.

Staatskanzlei, Bericht aus der Kabinettssitzung, Pressemitteilung v. 18.03.2014