Im Vorfeld zur Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben Notenbanker und Aufseher angemahnt, dass die Gefahr erneuter Finanzkrisen noch nicht gebannt sei. Das in der zurückliegenden Krise offenkundig gewordene Dilemma des „too big to fail“ sei noch nicht befriedigend gelöst, die Finanzmarktregulierung müsse nicht nur Eigenkapitalstärkung, sondern auch weitere Möglichkeiten zur Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital vorsehen. Dr. Netzer, Präsident des Sparkassenverband Bayerns, begrüßt diese Zielrichtung neuerlicher Regulierungsansätze für große, internationale Geldhäuser. Er warnt aber schon im Ansatz davor, diese erneut auf alle Kreditinstitute anzuwenden.
„Die Gefahr einer neuerlichen Finanzkrise geht nicht von vergleichsweise kleinen Regionalinstituten wie den Sparkassen aus. Der Unterschied zu den Großbanken beginnt beim Namen und zieht sich durch die gesamte Geschäftstätigkeit. Sparkassen sind nach völlig anderen Prinzipien organisiert und stabilisieren sich gegenseitig. Damit tragen sie maßgeblich auch zur Sicherheit des deutschen Finanzmarkts insgesamt bei.“
Netzer appelliert an alle Entscheider, diese Besonderheiten bei den anstehenden Regulierungsmaßnahmen mehr als bisher zu würdigen. Die Struktur des deutschen Finanzmarkts mit Privatbanken und regionalen Genossenschaftsbanken und Sparkassen habe sich bewährt. Gerade auch Entscheider aus anderen Ländern sollten dies sehen. Das stabile System der regionalen, kommunalen Sparkassen biete durchaus Anregungen für die Strukturierung des europäischen Bankenmarkts:
„Die Schaffung von Instituten nach dem Vorbild unserer Sparkassen würde so manchem europäischen Partnerland gut tun.“
Eine Vielzahl bereits beschlossener Regulierungsmaßnahmen habe die Unterschiede zwischen Großbanken und Regionalbanken nicht ausreichend berücksichtigt. Dies führe zu einer massiven und letztendlich ungerechtfertigten Mehrbelastung der Sparkassen und Genossenschaftsbanken, so Netzer. Die Auswirkungen betreffen letztlich auch deren Kunden.
„Bevor weitere Maßnahmen für alle Finanzmarktteilnehmer in Angriff genommen werden, sollten erst einmal die differenzierten Auswirkungen und die Wechselwirkungen der bereits eingeführten Regeln erfasst und bewertet werden. Denn der Überblick über das Zusammenspiel von weltweiten, europäischen und nationalen Regulierungen droht abhanden zu kommen.“
Netzer unterstützt damit den kürzlich geäußerten Vorstoß christdemokratischer Politiker, die Ergebnisse, aber auch mögliche Fehlsteuerungen durch bisher festgelegte Maßnahmen zur Finanzmarktregulierung in einer belastbaren Auswirkungsstudie zu erfassen.
Sprakassenverband Bayern, Pressemitteilung v. 09.10.2014