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Bayerischer Bezirketag: Gedenken der Opfer der NS-Gewaltherrschaft – Albus: „Niemand ist vergessen“

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Mit einem ökumenischen Gottesdienst und einer Mahnwache erinnerten in diesen Tagen mehr als 120 Teilnehmer der 25 Patienten, die am 18. Januar 1940 aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar von den Nationalsozialisten deportiert und dann ermordet wurden. Dieser Transport war der Auftakt zu weiteren Deportationen. Mehr als 3000 Patienten fielen schließlich der sogenannten „T4- Aktion“ und der Euthanasie damals zum Opfer.

„Niemand ist vergessen! Und unsere Aufgabe ist es, die Erinnerung nicht verblassen zu lassen. Wir tragen die Verantwortung, dass so etwas Schreckliches nie wieder passiert“, spannte Professor Dr. Dr. Margot Albus, die Ärztliche Direktorin des Klinikums München-Ost, den Bogen aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft.

Nazis hatten die Patienten als „Ballastexistenzen“ bezeichnet, um die spätere Ermordung vorzeitig zu „begründen“. Bereits im ökumenischen Gottesdienst hatte Pastoralreferent Josef Germeier die Ängste und Sorgen der damaligen Patienten verdeutlicht. Viele vermuteten, dass die angebliche Verlegung in eine andere Anstalt eine Fahrt in den Tod werden würde. In ihren letzten Briefen versuchten sie, Angehörigen Trost zu spenden:

„Ich sage allen herzlichen Dank und auf Wiedersehen, wenn nicht in dieser Welt, dann hoffentlich im Himmel“, schrieb etwa ein Sohn an seine Mutter.

Erst durch die menschenverachtende Ideologie der NS-Herrschaft wurde die massenhafte Tötung der Patienten möglich. „Ein Erbkranker kostet bis zu seinem 60. Lebensjahr im Durchschnitt 50.000 Reichsmark“ stand auf einem Plakat aus dieser Zeit.

In der Gesellschaft sollte dadurch auch für Verständnis für die Ermordung der Patienten – die als „unnütze Esser“ verunglimpft wurden – geworben werden, erläuterte Pastoralreferentin Margitta Nietbaur. Auch Mitarbeiter der damaligen Heil- und Pflegeanstalt machten sich schuldig, insbesondere der damalige Direktor Hermann Pfannmüller. Als überzeugter Nationalsozialist organisierte er die Transporte und unterschrieb die Todesurteile.

Auch daran erinnerte Albus: Viele Mitarbeiter haben sich schuldig gemacht, teilweise haben sie sogar aus voller Überzeugung gehandelt und bewusst die Patienten in die Tötungsmaschinerie geschickt.“

Aus dieser Zeit hat das Klinikum gelernt, auch wenn der interne Aufklärungsprozess Wunden gerissen hat. 1990, immerhin 50 Jahre nach der Deportation, wurde auf dem Gelände ein Mahnmal als Erinnerung an die Opfer errichtet.

„Doch noch sehr viel mehr ist geschehen, die Arbeit aller Mitarbeiter richtet sich an der Würde des Menschen aus“, betonte Seelsorgerin Brigitte Klinike deutlich.

Pfarrerin Petra Meyer erinnerte daran, dass aber auch heute wieder Intoleranz und Ablehnung aktuell seien. Rabbiner Steven Langnas erinnerte seinerseits an die vielen Opfer, darunter auch viele jüdische Mitbürger. In einem separaten „Judentransport“ waren 193 Patienten in den Tod gefahren worden.

Bayerischer Bezirketag, Pressemitteilung v. 13.02.2015