„Mit einer starken neuen Oberstufe möchten wir unsere Schülerinnen und Schüler noch weiter in ihren persönlichen Interessen und Begabungen fördern. Deshalb bieten wir den Jugendlichen künftig mehr Wahlmöglichkeiten und mehr Möglichkeiten zur Vertiefung sowie zur Schwerpunktsetzung an. Gleichzeitig halten wir an den wichtigen Grundlagenfächern, dem allgemeinbildenden Charakter des Gymnasiums und dem hohen Qualitätsanspruch des bayerischen Abiturs fest“, betonte Kultusminister Michael Piazolo heute in München.
Im Einzelnen stellte der Minister die folgenden Eckpunkte vor:
- Künftig soll jeder Schüler nach Begabung und Interesse ein „Leistungsfach“ wählen können, in dem eine fachliche Vertiefung stattfindet.
- Gleichzeitig sichert ein breites Fächerspektrum aus dem sprachlich-literarisch-künstlerischen, dem gesellschaftswissenschaftlichen und dem MINT-Bereich in Verbindung mit dem Fach Sport die breite, vertiefte Allgemeinbildung des Gymnasiums.
- Dazu gehört auch, dass die Kernkompetenzfächer Deutsch und Mathematik weiterhin für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend auf dem sogenannten „erhöhten Anforderungsniveau“ unterrichtet werden. Der Freistaat gewährleistet damit, dass die Abiturientinnen und Abiturienten die für ein Hochschulstudium oder eine anspruchsvolle Berufsausbildung notwendigen Kompetenzen, wie etwa die muttersprachliche Ausdrucksfähigkeit oder eine umfassende mathematische Analysekompetenz, erwerben.
- Bayern wertet außerdem die Naturwissenschaften deutlich auf. Ebenso wie die Fremdsprachen werden sie bei der Belegungsverpflichtung besonders berücksichtigt.
- Von zentraler Bedeutung sind künftig auch die politische Bildung, die Wissenschaftspropädeutik im so genannten „W-Seminar“ ebenso wie die vertiefte Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit der Studien- und Berufswahlentscheidung.
- Mit Wahlpflichtfächern und den „Fächern des Zusatzangebots“ erhalten die Schülerinnen und Schüler – ähnlich wie bisher – die Möglichkeit, ihr individuelles Profil über das Leistungsfach hinaus zu schärfen.
Konsens in der gymnasialen Schulfamilie
Die Eckpunkte der neuen Oberstufe für die bayerischen Gymnasien wurden im Dialog entwickelt, in einer Arbeitsgruppe, der auch Vertreterinnen und Vertreter der Schüler, Eltern, Lehrer und Direktoren angehören.
Von den Verbänden nahmen Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands (bpv), Walter Baier, Landesvorsitzender der Direktorinnen und Direktoren der Bayerischen Gymnasien (BayDV), Susanne Arndt, Vorsitzende der Landes-Eltern-Vereinigung (LEV), und Joshua Grasmüller als Vertreter des Landesschülerrats (LSR) an der Vorstellung der neuen Oberstufe mit Kultusminister Piazolo teil.
„In Zukunft kann jedes Fach auf erhöhtem Anforderungsniveau gewählt werden und ist damit abiturrelevant. Das bietet den Schülerinnen und Schülern Wahlfreiheit und echte Vertiefungsmöglichkeit. So wird dem Anspruch des bayerischen Abiturs einerseits und den individuellen Bedürfnissen der Schüler andererseits Rechnung getragen. Das war immer unsere Forderung“, konstatierte der Vorsitzende des bayerischen Philologenverbands Michael Schwägerl.
Joshua Grasmüller zeigte sich insbesondere mit der Arbeitsweise in der Gruppe sehr zufrieden:
„Wir freuen uns sehr, dass in den Beratungen rund um die neue Oberstufe die Interessen der Schülerinnen und Schüler mit an erster Stelle standen. Wir als Landesschülerrat konnten in der Arbeitsgruppe die Wünsche und Anregungen, aber auch die Befürchtungen der von uns vertretenen 1,6 Millionen bayerischen Schülerinnen und Schüler adäquat formulieren. Vor allem die gesteigerte Möglichkeit der individuellen Profilbildung bildet aus unserer Sicht einen der zentralen Eckpunkte, der die Oberstufe im neunjährigen Gymnasium auszeichnet.“
Ebenso wie Grasmüller freute sich die Vorsitzende der bayerischen Landeselternvereinigung Susanne Arndt über die ersten Ergebnisse:
„Es ist uns gelungen, den Schülern in der Zukunft die Option zu geben, ihre Interessen in einem Fach ihrer Wahl auszubauen, ohne die vertiefte Allgemeinbildung, die vor allem von den Universitäten gefordert wird, gänzlich aufzugeben. Mit dem vorliegenden Konzept sollte an allen Gymnasien in Bayern eine annehmbare Palette von Wahlmöglichkeiten für den Einzelnen gegeben sein. Grundsätzlich erfordert dieses individuelle Eingehen auf die Heterogenität der Schülerschaft eine größere Anzahl an Lehrkräften, aber das sollte uns allen die Ausbildung unserer Kinder wert sein!“
Walter Baier richtete seinen Blick auf die weiteren Abstimmungen in der Arbeitsgruppe:
„Die Direktorinnen und Direktoren an den bayerischen Gymnasien fordern, dass die neue Oberstufe organisierbar ist. Der konkrete Stundenplan darf die Schülerinnen und Schüler nicht unzumutbar belasten. Je individueller die Wahlmöglichkeiten, desto ressourcenintensiver wird das Oberstufensystem, insbesondere an kleineren Schulen.“
Start im Jahr 2024
Die Eckpunkte der neuen Oberstufe für die bayerischen Gymnasien sind Grundlage für die weiteren Abstimmungen in der Arbeitsgruppe Oberstufe des Kultusministeriums.
Kultusminister Piazolo: „Wir wollen gemeinsam mit der gymnasialen Schulfamilie weiter an der Ausgestaltung eines bayerischen Gymnasiums mit hoher Qualtität arbeiten. Die Eckpunkte für die neue Oberstufe sind dabei ein richtungsweisender Baustein.“
Bis Ende 2019 entwickelt die Arbeitsgruppe ein Detailkonzept. Anschließend wird das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) mit den Lehrplanarbeiten beginnen. Der flächendeckende Start der neuen Oberstufe soll 2024 erfolgen. Piazolo freute sich, dass die Eckpunkte zur neuen Oberstufe zusammen mit der gymnasialen Schulfamilie entwickelt wurden. Für die vielfältigen Impulse und die gute Zusammenarbeit dankte er den Vertreterinnen und Vertretern des Bayerischen Philologenverbands, der Direktorenvereinigung, der Landes-Eltern-Vereinigung sowie dem Landesschülerrat.
Pressemitteilung des StMUK Nr. 117 v. 17.07.2019