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Bayerischer Städtetag: Einige Daten zum demografischen Wandel in Bayerns Kommunen

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Demografischer Wandel beschreibt Veränderungen der Bevölkerungsentwicklung in der Altersstruktur, im zahlenmäßigen Verhältnis von Männern und Frauen, in den Anteilen von Inländern, Ausländern und Eingebürgerten an der Bevölkerung, in der Geburtenrate und der Sterbefallentwicklung, in Zuzügen und Fortzügen. Demografischer Wandel wird oft mit Alterung und Abnahme der Bevölkerung in Verbindung gebracht, aber die Situation in Bayern ist differenzierter als die Kurzformel „weniger, älter, bunter“ zum Ausdruck bringen kann. Wachstums- und Schrumpfungsprozesse liegen oft eng nebeneinander. Demografischer Wandel ist nicht allein Schrumpfung, Alterung und Internationalisierung, sondern auch Wachstum. Mittelfristig prognostiziert das Bayerische Landesamt für Statistik dem Freistaat Bayern stabile Bevölkerungszahlen. Wanderungsüberschüsse können das Geburtendefizit noch kompensieren.

Für Bayern wird von einem Anstieg des Durchschnittsalters der Bevölkerung von 43 Jahren im Jahr 2012 auf 46 Jahre im Jahr 2032 ausgegangen. Die Jahrgänge der Babyboomer rücken ins Rentenalter vor. Während die Anzahl der Personen unter 65 Jahren um etwa sechs Prozent sinkt, nimmt die Zahl über 65-Jähriger um knapp vierzig Prozent zu.

Beim Migrationshintergrund liegt Bayern derzeit im Bundesdurchschnitt. In den nächsten Jahren ist aufgrund der Zuwanderung aus dem Ausland, die sich auf den süddeutschen Raum konzentriert, von einem Anstieg auszugehen: Vorausberechnet ist in Bayern eine Zunahme von knapp 20 Prozent im Jahr 2011 auf etwa 25 Prozent im Jahr 2024.

In Bayern gibt es erhebliche räumliche Unterschiede. Entgegengesetzte demografische Entwicklungen liegen regional dicht nebeneinander:

  • in 30 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte nimmt die Bevölkerung ab (ca. 31 Prozent);
  • 30 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte können von einer stabilen Bevölkerungszahl ausgehen (ca. 31 Prozent);
  • in 36 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte nimmt die Bevölkerung zu (gut 37 Prozent).

Schrumpfungsprozesse sind an vielen Orten auf die natürliche Bevölkerungsentwicklung zurückzuführen: Die Sterbezahlen steigen, die Geburtenzahlen sinken. Dies gilt auch für den am stärksten schrumpfenden Landkreis Wunsiedel, in dem voraussichtlich in den nächsten zwei Jahrzehnten einem leichten Wanderungsgewinn von +0,2 Prozent ein Geburtendefizit von -18,2 Prozent gegenüberstehen wird.

Geburtenüberschüsse werden selten: Für 5 Landkreise oder kreisfreie Städte wird in den nächsten zwei Jahrzehnten ein natürliches Bevölkerungswachstum erwartet: die Großstädte München, Regensburg und Erlangen, die Landkreise Erding und Freising. Mit +7 Prozent fällt der Bevölkerungszuwachs durch mehr Geburten als Sterbefälle in München besonders hoch aus: Denn mit der Zuwanderung junger Menschen kommen potenzielle Eltern, die den Verdichtungsräumen Potential für hohe Geburtenzahlen sichern. Die Alterung der Bevölkerung trifft nicht alle Regionen gleich. Sie ist bei wachsenden Regionen abgemildert durch den Zuzug junger Menschen und verstärkt bei schrumpfenden Regionen durch den Wegzug junger Menschen.

Gesellschaftliche Entwicklungen, wirtschaftlicher Strukturwandel und sozialer Wandel:

  • Verschiebungen vom Sektor Industrie zu Dienstleistung, Forschung und Entwicklung;
  • Forschungs- und wissensintensive Unternehmen bevorzugen urbane Standorte;
  • Globalisierung von Wirtschaft und Arbeitsmärkten;
  • in der Folge steigt die Nachfrage nach qualifizierten Beschäftigten; der Zugang von Nicht- und Niedrigqualifizierten in den Arbeitsmarkt wird schwieriger;
  • Mobilität und Flexibilität; „Normalarbeitsverhältnisse“ nehmen ab; Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt; spätere Familiengründungen; Kinderlosigkeit;
  • soziale Polarisierung: die Kluft zwischen Armut und Reichtum wächst; 2012 waren 14 Prozent der bayerischen Bevölkerung armutsgefährdet; die Altersarmut steigt;
  • Heterogenität der Gesellschaft nimmt zu; unterschiedliche Lebensstile prägen sich aus;
  • Individualisierung der Gesellschaft: mehr Zeit für Hobbies und Freizeit;
  • Singularisierung: Einpersonenhaushalte in Bayern liegen bei über 40 Prozent;
  • der Verbrauch an Wohnflächen steigt ebenso wie die Nachfrage nach Wohnungen;
  • familiäre Netzwerke werden seltener und dünner, damit sinkt das Potential für Kinderbetreuung oder häusliche Pflege für Kranke und Senioren;
  • die soziale Polarisierung führt zunehmend zur Entmischung der Bevölkerung nach sozialem Status oder Migrationshintergrund.
[Siehe Diskussionspapier des BAYERISCHEN STÄDTETAGS 2015: „Gesund schrumpfen – über sich hinauswachsen. Demografischer Wandel in Stadt und Land“. Seite 7-13]

Bayerischer Städtetag, Pressemitteilung Nr. 4 v. 22.07.2015

Redaktioneller Hinweis: Zum Download des angesprochenen (vormals auch als Tagungspapier bezeichneten) Diskussionspapiers: Tagungspapier (PDF, 65 S., 295 KB).