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Landtag: Ausschuss für Wissenschaft und Kunst diskutiert über weiteres Vorgehen beim Projekt „Neuer Konzertsaal München“

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Die Staatsregierung drückt beim Projekt „Neuer Konzertsaal München“ aufs Gaspedal: Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle informierte die Mitglieder des Kunstausschusses über die Ergebnisse einer vertieften, stadtplanerischen Untersuchung von fünf potentiellen Standorten, bei denen das Werksviertel am Ostbahnhof sowie die Postpakethalle in der Gesamtgewichtung am besten abgeschnitten haben. Bereits bis Anfang Dezember soll ein Grundsatzbeschluss zum Standort, zum Investitions- und zum Betreibermodell gefasst werden, erklärte Spaenle im Landtag. Ziel sei es, das Projekt „Neuer Konzertsaal München“ noch in dieser Wahlperiode, also bis 2018, „unumkehrbar“ auf den Weg zu bringen. Ein Lenkungsausschuss „Neuer Konzertsaal München“, in dem das Finanz- und Innenministerium mit eingebunden sind, wird das Projekt steuern. Die Oppositionsfraktionen reagierten auf die Ankündigung des Staatsministers zum weiteren Vorgehen in Sachen Konzertsaal mit Zurückhaltung. Die SPD forderte, neben den Plänen für einen neuen Münchner Konzertsaal ein Kulturkonzept für ganz Bayern nicht aus den Augen zu verlieren.

Im Auftrag der Staatsregierung hatte das Architekturbüro Albert Speer & Partner (AS & P) die fünf Standorte „Apothekenhof“, „Finanzgarten“, „Eissportzentrum im Olympiapark“, „Postpakethalle“ und das „Werksviertel Ostbahnhof“ eingehend untersucht. Neben baufachlichen und finanziellen Aspekten flossen in die Bewertung auch die Kriterien der zeitlichen Verfügbarkeit sowie der räumlichen Möglichkeiten, wie etwa die Unterbringung der Staatlichen Musikhochschule, mit ein. In der Gesamtgewichtung der Studie erhielt das Werksviertel am Ostbahnhof 81 von 100 möglichen Punkten, die Postpakethalle 67 Punkte. Beide Standorte punkteten insbesondere bei der zeitlichen Verfügbarkeit, bei der sehr guten Erreichbarkeit und bei den guten Möglichkeiten, das Raumprogramm zu erfüllen. Die Staatsregierung werde nun in Verhandlungen mit den Investoren bzw. Eigentümern dieser beiden aussichtsreichsten Standorte treten, kündigte Spaenle an. Neben der Eigentümersituation gelte es dabei auch zu klären, wer als Bauherr auftritt und wer die Betriebsträgerschaft übernehmen soll.

Bis Anfang Dezember wollen wir zu einem belastbaren Vorschlag kommen“, sagte der Staatsminister.

Ausschussvorsitzender Prof. Dr. Michael Piazolo (FREIE WÄHLER) wertete es positiv, dass es in der Konzertsaalfrage nun voran geht. Nachdem sich keiner der bislang vorgeschlagenen staatlichen Standorte als tauglich erwiesen habe, sei er nun froh, dass private Investoren ins Rennen gegangen sind und Lösungen anbieten. Mit Blick auf die Eignungseinschätzung durch AS & P sprach Piazolo indes von einer „Halb-Blind-Studie“, weil viele Faktoren, wie etwa die Kosten, noch nicht bekannt seien.

Skeptisch, was die Ergebnisse der Studie anbelangt, zeigte sich auch Georg Rosenthal (SPD). Nach seinem Vernehmen habe der Eigentümer des Geländes am Ostbahnhof verlauten lassen, dass er gar nicht verkaufen wolle. Vor diesem Hintergrund zeigte er sich erstaunt darüber, dass in der Studie das Gelände am Ostbahnhof beim Kriterium der „Zeitlichen Verfügbarkeit“ mit einer sehr hohen Punktzahl bewertet worden war.

Die Frage nach Plan B

Die Frage nach „Plan B“ stellte auch Sepp Dürr, der kulturpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen:

Was sind die Alternativen, wenn die Verhandlungen mit den beiden privaten Investoren nicht zum Ziel führen?“, fragte er.

Er befürchtete, dass die Staatsregierung beim Konzertsaal-Vorgehen erneut „Seifenblasen“ produzieren würde.

SPD und Grüne forderten in der Diskussion zudem einen bayerischen Gesamtplan für Kultur.

Die SPD-Fraktion steht hinter dem Bau eines neuen Konzertsaals in München. Aber nicht nur die Landeshauptstadt darf im Fokus stehen“, hatte die kulturpolitische Sprecherin Isabell Zacharias dazu bereits einen Tag zuvor erklärt.

Zu einem umfassenden Konzept gehörten aus Sicht der SPD etwa auch ein neuer Konzertsaal in Nürnberg, eine zukunftsfeste Lösung für das Landestheater Niederbayern oder eine Aufwertung der Hofer Symphoniker.

Bayerischer Landtag, Aktuelles – Sitzungen – Aus den Ausschüssen v. 21.10.2015 (von Katja Helmö)